Binissalem auf Mallorca – Zwischen Weinbergen, Geschichte und stillem Charme
Binissalem ist das Herz des mallorquinischen Weinbaus – ein Ort, der sich inmitten weiter Rebstöcke erstreckt, mit Natursteinfassaden, gepflasterten Gassen und einer tief verwurzelten Verbindung zu Tradition, Handwerk und Genuss. Ruhig, aber nicht verschlafen. Stolz, aber nicht aufdringlich.
Wer durch Binissalem schlendert, spürt sofort, dass hier der Takt des Lebens ein anderer ist. Nicht langsam, sondern bewusst. Der Blick wandert über historische Fassaden, während aus kleinen Restaurants der Duft nach deftiger Küche weht. In den Weinkellern reift der Stolz der Region in Eichenfässern, auf der Plaça klappern Espressotassen im Mittagslicht.

Warum ich gern nach Binissalem fahre
Das Stadtleben in Palma, das ich seit vielen Jahren führe, liebe ich – doch manchmal brauche ich Entschleunigung. Wenn ich genug von Palma habe, setze ich mich in den Zug und fahre eine halbe Stunde Richtung Inselmitte – und finde Ruhe.
Ein Café auf der Plaça, das Beobachten der Dorfbewohner während eines Plauschs mit dem Nachbarn, der Blick auf Rebstöcke im Abendlicht. Das ist mein kleines Mallorca-Glück, ganz ohne Postkartenfilter. Im Winter nehme ich auch gern mein Fahrrad mit, um in der Umgebung rund um Binissalem noch mehr Landleben zu genießen. Nach so einem Tag ist mein Tank wieder voll und ich kehre mit Energie zurück ins Großstadtleben.


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Lage und Anreise – Zentral und gut erreichbar
Binissalem liegt rund 25 Kilometer nordöstlich von Palma und ist sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar.
Die Anreise mit dem Mietwagen erfolgt über die Autobahn MA-13, die bei Consell verlassen wird, um die letzten Kilometer auf der MA-2050 bis Binissalem zu fahren.
Dauer der Anreise mit dem Auto auf einen Blick:
- Palma de Mallorca (Zentrum): ca. 30 Minuten
- Flughafen Palma (PMI): ca. 25 Minuten (29km)
- Inca: 10 Minuten
- Sóller: ca. 40 Minuten (über die Tramuntana)
Die Zugverbindung Palma–Inca hält direkt im Ort – ideal für Weinverköstigungen ohne Auto.

Binissalem – Das Zentrum des mallorquinischen Weins
Die sanft gewellte Landschaft rund um Binissalem ist nicht nur malerisch, sondern trägt auch ein bedeutendes Kulturerbe in sich: Sie gilt als älteste und renommierteste Weinregion Mallorcas und trägt stolz die geschützte Herkunftsbezeichnung D.O. Binissalem (Denominación de Origen). Schon die Römer wussten das Terroir zu schätzen und pflanzten hier erste Rebstöcke – ihre Weine fanden damals bereits den Weg bis in die hohen Ränge europäischer Gesellschaften.
Über viele Jahrhunderte prägte der Weinbau das Leben in und um Binissalem – bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine verheerende Reblausplage fast sämtliche Weinberge vernichtete. In ihrer Not setzten die Bauern auf Mandelbäume, deren Anbau fortan das Landschaftsbild bestimmte. Doch der Wein ließ sich nicht dauerhaft verdrängen. Mit neuer Leidenschaft und Fachwissen begann im 20. Jahrhundert eine Renaissance des Weinbaus – und heute genießt Binissalem wieder internationales Renommee für charaktervolle, autochthone Weine, die tief mit ihrer Herkunft verwurzelt sind.
Die Rebstöcke erzählen hier Geschichten von Resilienz, Bodenständigkeit und neuem Aufbruch – genau wie der Ort selbst.
Rebsorten, die hier gedeihen:
- Manto Negro (autochthon, fruchtig-würzig)
- Callet (leicht, frisch, rot)
- Prensal Blanc (weiß, blumig und weich)
- Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon als internationale Ergänzung

Weinverkostung & Bodegas
Binissalem ist übersät mit charmanten Bodegas, in denen Besucher Weine direkt beim Winzer probieren können. Viele bieten Führungen durch Keller und Weinberge an, oft kombiniert mit regionaler Küche.
Empfehlenswerte Weingüter:
- José L. Ferrer – eines der ältesten und renommiertesten Häuser
- Bodega Biniagual – malerisch inmitten eines Weiler-Dorfs
- Vins Nadal – mit innovativem Ansatz und familiärer Atmosphäre
- Son Prim – modern und international ausgerichtet
Mein Tipp: Im Herbst, zur Weinlese, duftet der ganze Ort nach Most und Trauben – ein Erlebnis für alle Sinne.

Historie und Architektur – Zeitreise durch steinerne Gassen
Binissalem ist wie ein lebendiges Geschichtsbuch aus Naturstein. Der Ort hat sich seinen authentischen Charakter bewahrt: herrenhausähnliche Stadthäuser mit kunstvoll geschnitzten Holztüren, verwinkelte Gassen, großzügige Innenhöfe – all das aus dem für die Region typischen, warm-gelben Kalkstein gebaut, der im Sonnenlicht beinahe golden leuchtet.
Trotz seiner überschaubaren Größe überrascht Binissalem mit einer Fülle an architektonischen Kleinoden. Der beste Weg, sie zu entdecken? Sich einfach treiben lassen. Denn zwischen schattigen Gassen und verzierten Portalen offenbaren sich immer wieder liebevoll erhaltene Details: Familienwappen, steinerne Inschriften oder kunstvolle Ornamente, die Geschichten vergangener Jahrhunderte erzählen.
Einige der sehenswertesten Bauwerke im Ort:
- Kirche Santa Maria de Robines: Sie thront auf einem Fundament aus dem 15. Jahrhundert, wurde jedoch erst 1908 im neugotischen Stil vollendet. Der Glockenturm und die fein gearbeitete Fassade dominieren den zentralen Kirchplatz.
- Cas Capità Bissó: Ein prachtvoll erhaltenes Tor, das einst zu einem Anwesen lokaler Adliger gehörte.
- Can Gelabert: Ehemaliges Herrenhaus, heute Kulturzentrum mit wechselnden Kunstausstellungen und kulturellen Veranstaltungen.
- Can Sabater & Can Tiró de ses Bolles: Beide Gebäude beeindrucken durch ihre Fassadengestaltung – besonders letzteres durch den Einfluss des italienischen Manierismus.
- Pou Bò: Die Ruinen einer mittelalterlichen Siedlung aus dem 14. Jahrhundert – ein Ort, der tief in die Geschichte eintauchen lässt.
- Molí de s’Olla: Eine restaurierte, traditionelle Windmühle mitten im historischen Kern, Sinnbild für die agrarische Vergangenheit Binissalems.
Und freitags? Da verwandelt sich der Ortskern in einen bunten, lebendigen Treffpunkt: Der Wochenmarkt lockt mit frischem Obst, lokalem Käse, handgefertigter Keramik und echter mallorquinischer Lebensfreude. Kein inszeniertes Event – sondern ein Markttag, wie er hier seit Generationen dazugehört.
Festes del Vermar – Das Weinfest schlechthin
Jedes Jahr im September verwandelt sich Binissalem in eine Feiermeile: Bei den “Festes del Vermar” (Traubenerntefest) gibt es Umzüge, Weinschlachten, traditionelle Tänze und ein großes gemeinsames Traubentreten.
Das ganze Dorf feiert mehrere Tage und Besucher sind herzlich willkommen.
Kulinarik in Binissalem : Geschmack von Land und Wein
Die Küche in Binissalem ist bodenständig und saisonal geprägt. Viele Lokale arbeiten mit Zutaten aus eigenem Anbau oder beziehen Produkte von Bauern aus der Region.
Köstlichkeiten, die man probieren sollte:
- Frito mallorquín – deftige Pfanne aus Innereien, Kartoffeln und Gemüse
- Arroz brut – würziger Eintopf mit Reis und Fleisch
- Coca de trampó – herzhafter Teigfladen mit Gemüse (sieht fast wie Pizza aus)
- Pa amb oli – belegtes mallorquinisches Graubrot – einfach und gut
Persönlicher Favorit: Das Restaurant Es P’dal, in der Fußgängerzone und in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gelegen, ist ein echter Geheimtipp für hausgemachte Spezialitäten und herzlichen Service. Hier findet jeder etwas von Fleisch, Fisch bin hin zu vegetarischen Optionen.
Adresse: Carrer Passeig des Born, 8: https://maps.app.goo.gl/beJNxjZnRZMiqPCZ7
Binissalem im Winter – Entschleunigung pur
Während viele Küstenorte in den Wintermonaten aussterben, bleibt Binissalem das ganze Jahr über bewohnt – nicht touristisch, sondern vom Alltag der Einheimischen geprägt. Die Weinreben ruhen, aber in den Cafés wird gelacht, diskutiert, gefeiert.
Winter in Binissalem bedeutet:
- Kaminfeuer in den Lokalen
- Morgens Nebel über den Feldern, mittags Sonne
- Zeit für Gespräche, für Bücher, für Genuss
- Sanfter Tourismus – ganz ohne Inszenierung
Wer das echte Mallorca kennenlernen will, sollte im Winter herkommen.

Die Umgebung von Binissalem – Entdeckungen zwischen Tramuntana und Tradition
Rund um Binissalem entfaltet sich eine Landschaft, die wie gemacht ist für stille Entdeckungen. Im Westen erheben sich die Ausläufer der Serra de Tramuntana, perfekt für Wanderungen mit Weitblick und Zwischenstopps in urigen Bergdörfern wie Alaró. Dort lohnt ein Aufstieg zum Castell d’Alaró, wo man mit einem atemberaubenden Panoramablick über das Inselinnere belohnt wird.
In östlicher Richtung liegt Inca, Mallorcas drittgrößte Stadt, bekannt für ihren Lederhandel, Wochenmarkt und die authentische Gastronomie. Noch ein Stück weiter Richtung Südosten lockt Santa Maria del Camí mit kleinen Weingütern, Feinkostläden und einer lebendigen Künstler-Community.
Wer die Umgebung lieber sportlich erkundet, findet rund um Binissalem idyllische Radrouten, die vorbei an Olivenhainen, Mandelbäumen und kleinen Ortschaften führen – besonders zur Mandelblüte im Februar ein Naturerlebnis der besonderen Art. Auch Reitställe, kleine Fincas oder traditionelle Töpfereien finden sich in unmittelbarer Nähe.
Ein Abstecher in die Umgebung von Binissalem fühlt sich an wie eine kleine Reise durch das ursprüngliche Mallorca – leise, herzlich, überraschend vielseitig.
Fazit: Binissalem – Mallorcas stiller Stolz
Binissalem ist kein Ort für Eile oder Spektakel. Hier geht es um den Rhythmus des Lebens, um ehrlichen Wein und echte Begegnungen. Es ist ein Ort zum Durchatmen, zum Entdecken, zum Bleiben. Wer einmal hier war, trägt ein kleines Stück Binissalem im Herzen weiter – vielleicht sogar im Weinglas.
Mallorca auf eigene Faust erkunden mit vielen Insidertipps
WER SCHREIBT HIER?
Ich bin Anja und lebe in Palma de Mallorca. Als Diplom-Geographin entdecke ich leidenschaftlich gern neue Orte und schreibe hier darüber.
Mit meiner Mallorca Schatzsuche – die Insidertouren kannst du die schönsten Orte auf eigene Faust entdecken.
